Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen fordert besondere Unterstützungsangebote für LSBTIQ* während der Corona-Pandemie

Michelle Bachelet spricht über die besonderen Bedarfe von LSBTIQ* in gerade dieser Zeit. LSBTIQ* erleben bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten regelmäßig Stigmatisierung und Diskriminierung. Dies führt zu Ungleichheiten beim Zugang, der Qualität und der Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten. Viele Menschen nehmen aus Angst negativ behandelt zu werden, Gesundheitsdienste nicht in Anspruch. Das kann das Risiko einer COVID-19 Erkrankung erhöhen, wenn diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Angesichts überlasteter Gesundheitssysteme kann die Behandlung von LSBTIQ*-Patient*innen unterbrochen oder nach Prioritäten gestaffelt werden. Darunter fallen beispielsweise HIV-Behandlungen und -Tests sowie hormonelle Behandlungen. Entscheidungen über die Reduzierung von Leistungen sollten medizinisch begründet und datengesteuert sein und keine Voreingenommenheit gegenüber LSBTIQ*-Patient*innen widerspiegeln, so Bachelet.

Einige Länder haben eine binäre, geschlechtsspezifische Einschränkung der Bewegungsfreiheit eingeführt, sodass Frauen und Männer ihre Häuser nur an abwechselnden Tagen verlassen dürfen. Dadurch sind nicht-binäre und Trans*Personen dem Risiko einer erhöhten Diskriminierung ausgesetzt, da sie angehalten und befragt werden können.

Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen sind LSBTIQ* – insbesondere Jugendliche – gezwungen sich in ihrem häuslichen Umfeld zu bewegen. In feindseligen Umgebungen, durch nicht unterstützende Familienmitglieder oder Mitbewohner*innen kann das das Risiko von Gewalterfahrungen, Ängsten und Depressionen steigen.

Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen fordert folgenden Maßnahmen, die Staaten und andere (politische) Akteur*innen ergreifen können:

Staaten sollten anerkennen, dass LSBTIQ* zu den besonders gefährdeten Personen in dieser Krise gehören. Es müssen gezielte Schritte unternommen werden, um sicherzustellen, dass sie bei der Bekämpfung der Pandemie berücksichtigt werden und ihre Stimme gehört wird:

  1. Es sollten besondere Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass LSBTIQ* nicht diskriminiert werden. Gesundheitsdienste, die für LSBTIQ* besonders relevant sind, sollten nicht auf diskriminierender Basis benachteiligt werden.
  2. Maßnahmen zur Bewältigung der sozioökonomischen Auswirkungen der Pandemie sollten die besondere Verletzlichkeit von LSBTIQ*, einschließlich älterer und obdachloser Menschen, berücksichtigen.
  3. Politische Führungskräfte und andere einflussreiche Persönlichkeiten sollten sich gegen Stigmatisierung und Hassreden aussprechen, die sich im Zusammenhang mit der Pandemie gegen die LSBTIQ*-Bevölkerung richten.
  4. Notunterkünfte, Unterstützungsdienste und andere Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt während der COVID-19-Pandemie sollten Schritte unternehmen, um LSBTIQ* in ihr Angebot mit einzubeziehen.
  5. Staaten sollten keine Ausnahmezustände oder andere Notfallmaßnahmen als Vorwand nehmen, um bestehende Rechte auszusetzen.
  6. Maßnahmen, die die Bewegungsfreiheit einschränken, sollten Trans* und nicht-binäre Personen schützen. Strafverfolgungsbeamte sollten angewiesen und geschult werden, diese Bevölkerung nicht zu diskriminieren.

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Das englische Originaldokument ist unter https://www.ohchr.org/Documents/Issues/LGBT/LGBTIpeople.pdf zu finden

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